7 Bundesbrüder im Widerstand

Sieben Bundesbrüder der Kreuzenstein Wien waren im christlichen Widerstand in der NS-Zeit tätig - nun wurden sie im Rahmen eines Wissenschaftlichen Abends am 9. November 2023 vorgestellt und gewürdigt.

 

Dr. Friedrich „Fritz“ BOCK v/o Giselher V., der Sohn eines Postbeamten wurde am 26. Februar 1911 in Wien geboren und besuchte ab dem Schuljahr 1922/23 das Hietzinger Gymnasium.

1928 wurde er bei der Pennalverbindung Rugia-Wien aufgenommen, die 1933 noch an der Gründung des MKV beteiligt war, sich danach jedoch nicht halten konnte und aufgelöst wurde, sodass Bock 1937 bei der Thuringia-Wien aufgenommen wurde. Nach der Matura 1930 inskribierte Fritz Bock an der juridischen Fakultät der Universität Wien und wurde im selben Jahr bei der ÖCV-Verbindung Nordgau-Wien rezipiert. Im Jahr 1934 wurde er zum stellvertretender Bundeswerbeleiter der Vaterländischen Front, der Einheitspartei des Ständestaates, ernannt. Nach der Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften 1936 betätigte er sich hauptamtlich in der Vaterländischen Front. Fritz Bock war daher beim Anschluss Österreichs 1938 einer der Ersten, die von den Nationalsozialisten verhaftet und zunächst in das Polizeigefängnis an der Elisabethpromenade („Liesl“) eingeliefert und Anfang April in das Konzentrationslager Dachau bei München deportiert wurde.

Der sogenannte „Prominententransport“ umfasste 150 Personen, dazu gehörten unter anderem der christlich-soziale Wiener Bürgermeister Richard Schmitz, der spätere Gewerkschaftsbund-Präsident Franz Olah, die späteren Bundeskanzler Leopold Figl und Alfons Gorbach.

Bock war bis 20. Jänner 1939 in Dachau inhaftiert und wurde danach wegen Haftunfähigkeit entlassen, stand jedoch bis Kriegsende unter Polizeiaufsicht der Gestapo. Er wurde als wehrunwürdig eingestuft und mit Berufsverbot belegt, konnte später als Wirtschaftstreuhänder arbeiten.

Nach seiner Entlassung aus der KZ-Haft konnte er Kontakt zur Widerstandsgruppe "05" halten. Einer neuerlichen Verhaftung entging er durch Flucht ins Innviertel, das kurz darauf von der US-Armee befreit wurde.
Nach 1945 war Fritz Bock einer der Mitbegründer der ÖVP. Unter Bundeskanzler Leopold Figl war er zunächst Staatssekretär im Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau (1952-1956) und ab 1956 bis 1968 Handelsminister unter den Bundeskanzlern Julius Raab, Alfons Gorbach und Josef Klaus. In den Jahren 1966 bis 1968 hatte zudem das Amt des Vizekanzlers inne.
Bei Kreuzenstein Wien wurde Fritz Bock am 15.12.1959 als Ehrenphilister rezipiert, die Bandverleihung fand beim festlichen Weihnachtskommers im Gasthof Bayrischer Hof in Wien-Leopoldstadt statt. Bundesbruder Giselher V. war nach seinem Ausscheiden aus der Politik viele Jahre als Aufsichtsratspräsident der Creditanstalt tätig und gehörte auch zu den Mitbegründern der Stiftung „Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes“ (DÖW) dessen Vizepräsident und Ehrenpräsident er war.
Bundesbruder Giselher V. verstarb am 12. Dezember 1993 in Wien und wurde auf dem Hernalser Friedhof bestattet (Gruppe 25, Nr. 56).

Dr. Eduard CHALOUPKA v/o Dr. cer. Isegrim, wurde am 11.8.1092 als Sohn eines Zollwachebeamten in Wien-Landstraße geboren und maturierte am Landstraßer Staatsgymnasium. Bereits zu dieser Zeit war er aktiv am Couleurstudententum beteiligt und gründete 1919 die Mittelschulverbindung Frankonia-Wien. 1920 begann er sein Jusstudium an der Universität Wien und war in dieser Zeit Mitbegründer der Studentenverbindung Bajuvaria im ÖCV. 1927 trat Chaloupka in die Dienste der NÖ Landesregierung und wurde der Bezirkshauptmannschaft Mistelbach zugeteilt. 1934 erfolgte sein Wechsel ins Bundeskanzleramt. Bereits am Tag des Anschlusses (12.3.1938) wurde Eduard Chaloupka verhaftet und am 30.7.1938 fristlos aus dem öffentlichen Dienst entlassen.

In der Folge musste er seinen Lebensunterhalt als Versicherungsagent, Buchhalter und Konzipient bestreiten. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er zur Wehrmacht eingezogen und kam über seine Bundesbrüder bei Bajuvaria Felix Romanik und Max Gererstorfer in Kontakt mit der „Wiederstandsgruppe Meithner“ und hatte auch Verbindungen zu anderen Gruppen wie etwa der Widerstandsgruppe O5 oder zum militärischen Widerstand in Wien aber auch zur sozialistischen Widerstandsgruppe um Dr. Alfred Migsch. Nach 1945 war Chaloupka an der Gründung der ÖVP mitbeteiligt und kehrte unter Leopold Figl ins Bundeskanzleramt als Leiter der Präsidialsektion („oberster Beamter im Staat“) zurück. Er diente unter 4 Bundeskanzlern (Figl, Raab, Gorbach, Klaus).

Eduard Chaloupka wurde bei der Weihnachtskneipe am 21.12.1955 das Ehrenband der Kreuzenstein Wien verliehen. Der Konnex zur Floridsdorfer MKV-Verbindung war auf die persönliche Freundschaft mit dem langjährigen Philistersenior Kreuzensteins, Ministerialrat Dr. Alfred Heinl v/o Dr. cer. Sigurd, zurückzuführen. Dieser war ebenfalls im Bundeskanzleramt beschäftigt.
Bundesbruder Dr. cer. Isegrim verstarb am 5. September 1967 an den Folgen einer Nierensteinoperation und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof in der Nähe der Ehrengräber bestattet (Gruppe 33E, Reihe 17, Nr. 9).

Dr. Johann „Hans“ DORREK v/o Dr. cer. Lohengrin I, der Sohn eines Eisenbahners aus Wien-Favoriten besuchte das Knabenseminar in Hollabrunn und maturierte am Amerlinggymnasium in Wien (1928 bei Rhenania Wien rezipiert), danach ab 1931 Jusstudium in Wien als Werkstudent der österreichischen Tabakregie (1931 bei Bajuvaria rezipiert).

Dorrek wurde aufgrund seiner patriotischen Haltung für ein freies und eigenständiges Österreich von der Gestapo festgenommen und zwischen 14.3.1938 und 30.6.1938 inhaftiert, danach erfolgte die fristloste Entlassung aus dem Bundesdienst. Er wurde zum Wehrdienst eingezogen und war während dieser Zeit – so wie Eduard Chaloupka – Mitglied der „Widerstandsgruppe Meithner“. Nach der Versetzung nach Griechenland nahm Dorrek Kontakt zu den dortigen Partisanenverbänden auf und desertierte in Saloniki zu den Engländern.

1945 bis 1947 war er als persönlicher Sekretär von Bundeskanzler Leopold Figl tätig und kehrte danach in die Tabakregie zurück. 1947 heiratete er Maria Figl (jüngere Schwester von Leopold Figl), 1965 erfolgte die Gründung des „Leopold-Figl-Studentenhilfswerks“. Dorrek wurde am 10.6.1967 bei Kreuzenstein als Bandphilister rezipiert und verstarb am 8.4.1988.

Das Grab unseres Bundesbruders Dr. cer. Lohengrin I. befindet sich auf dem Friedhof in Neustift (Gruppe B, Reihe 4, Nr. 5).

 

Dr. Julius Kallus v/o Dr. cer. Armin, geboren am 11. Jänner 1886 in Korneuburg als Sohn eines Schiffsmanipulanten.

Kallus war Gründungsphilister der K.Ö.St.V. Kreuzenstein Wien (10.7.1927) und wurde 1928 als erster Bundesbruder zum Dr. cerevisiae promoviert.

Der studierte Lehrer (Promotion Univ. Wien 1916) war ab 1923 im Unterrichtsministerium tätig und gehörte dort einer Reformabteilung an. In den folgenden Jahren war Julius Kallus maßgeblich an der Umgestaltung des Schulwesens beteiligt und trat durch zahlreiche Fachveröffentlichungen hervor. Er wurde nach dem Anschluss verhaftet und am 17. Juni 1938 ins KZ Dachau überstellt, von wo er am 20. September 1938 entlassen und zwangspensioniert wurde.

1945 kehrte Kallus an seinen Arbeitsplatz zurück, ging aber schon 1946 als Ministerialrat in Pension. Danach war er u.a. freier Mitarbeiter der Wochen-Zeitschrift „Die Furche“.

Unser Gründungsphilister Dr. cer. Armin verstarb am 8. Oktober 1959 und wurde auf dem Döblinger Friedhof bestattet (Gruppe 23, Reihe 14, Nr. 19).

Der „Kallusweg“ am Fuße des Bisambergs in Wien-Floridsdorf wurde 2003 auf Initiative der Kreuzenstein nach ihm benannt.

 

Karl KRAJATSCH v/o Igl, in Iglau (heute: Jihlava, Mähren) geboren, war Augustiner Chorherr im Stift Klosterneuburg und kam nach seiner Priesterweihe 1930 als Kaplan nach Floridsdorf.

Er wurde bei Kreuzenstein Wien 1932 rezipiert und war als Verbindungsseelsorger bis Juli 1935 tätig, zudem fungierte er in den Studienjahren 1933/34 und 1934/35 als Philisterconsenior.

 

In einer Heurigenschenke in Tattendorf (NÖ) betonte er 1939 öffentlich: „Alle Nationalsozialisten sind Trotteln". Diese Äußerung wurde angezeigt, und er wurde vom Landesgericht Wien zu einem Jahr Kerker wegen Vergehen nach dem Heimtückegesetz verurteilt. 1943 wird Krajatsch seine Kritik am NS-Regime erneut zum Verhängnis und er verbüßt von 6.3. bis 31.3. eine weitere Haftstrafe.

Nach dem Krieg wirkte er wieder als Seelsorger in verschiedenen Pfarren und verstarb 1966.

Das Grab unseres Bundesbruders Igl befindet sich in der Sebastianigruft des Stiftes Klosterneuburg.

 

Dr. Albert MARKOVICS v/o Tassilo I., wurde am 25. Februar 1911 in Wien-Landstraße als Sohn eines Zollwachebeamten geboren und maturierte 1930.

 

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften (Promotion 1935) trat er am 1.4.1934 in den Dienst der Gemeinde Wien ein und wurde nach dem Anschluss 1938 aus politischen Gründen in den dauernden Ruhestand versetzt. Anschließend war er in der Privatwirtschaft tätig und wurde später zur Deutschen Wehrmacht eingezogen.

Nach Kriegsende trat er wieder in den Dienst der Gemeinde Wien ein und wurde 1947 ins Bundeskanzleramt dienstzugeteilt. 1949 erfolgte die Ernennung zum Leiter der Abteilung 2N (Durchführung des Verbotsgesetzes), Markovics war somit an maßgeblicher Stelle für die Entnazifizierung des Verwaltungsapparates in Österreich zuständig.

1957 wurde Markovics als Ehrenphilister bei Kreuzenstein rezipiert, die Bandverleihung erfolgte auf der Landesvaterkneipe am 15.6. im Gasthaus Partik in Kagran.

Unser Bundesbruder Tassilo I. verstarb am 7. Oktober 1979 kurze Zeit nach seiner Pensionierung und wurde auf dem Friedhof in Neustift (Gruppe 20, Reihe 9, Nr. 18) beigesetzt.

Dkfm. Heinrich PAWLIK v/o Baldur, geboren am 1. August 1908 in Wien-Neubau als Sohn eines Magistratsbeamten, war Mitbegründer der MKV-Verbindung Gral Wien, maturierte 1927 und inskribierte anschließend an der Hochschule für Welthandel in Wien (1927 bei Bajuvaria Rezipiert). Nach der Sponsion zum Diplomkaufmann 1931 war Pawlik zunächst im NÖ Landesdienst beschäftigt, wechselte jedoch 1934 in die Generaldirektion der Tabakregie.

Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 wurde Pawlik sofort außer Dienst gestellt und war von 15.3. bis 16.6. 1938 inhaftiert bevor er 1940 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Nach dem Kriegsende wurde er erst im Oktober 1945 aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen und wurde mit dem „Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ ausgezeichnet. Er arbeitete erneut für die Tabakregie und wurde dort 1948 zum Prokuristen bestellt und 1954 zum Hofrat ernannt.

Pawlik war Ehrenbürger und Ehrensenator der Wirtschaftsuniversität Wien und wurde bei Kreuzenstein am 20.11.1965 als Ehrenphilister rezipiert, die Bandverleihung erfolgte auf einer Festkneipe im Gasthaus Birner.

Bundesbruder Baldur verstarb am 26. April 1984 und wurde auf dem Hietzinger Friedhof zur letzten Ruhe gebettet (Gruppe 19, Nr. 70).
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